Da ich gerade an einem Spirulina-Buch für Kinder schreibe, habe ich wenig Zeit zum Bloggen. Ich kopiere einfach mal unser Filmerlebnis Ende März:
"Ende März sind wir wieder allein und fahren nach Tifnit, wo wir endlich frei stehen können. Wasser spendiert die Fischereigenossen-schaft. 3 Mini-Läden birgt das idyllische Dorf. Am 5. Tag kommt eine Film-Crew aus USA, um eine Sequenz der neuen Serie American Odyssey zu drehen. Es geht dabei um eine US-Firma, die islamistische Terrorgruppen finanziert. Einer der Filmleute fragt mich, ob ich Rugby spiele. Die brauchen wohl Statisten. Er hat offenbar nur meine Figur gesehen. Wenn sie keine Nahaufnahmen brauchen, gehe ich durchaus noch als junge Frau durch. Statt nur dem Treiben am Strand zuzuschauen, hätte ich mal besser die Werbekarten für meine englischen Bücher an die Wischer der riesigen Wohnmobile der Film-Crew geklemmt. Über den islamistischen Terrorismus habe ich meine Gedanken bereits weiter oben verewigt. Dass die USA schon immer Terroristen und Kriminelle für ihre eigenen Zwecke missbrauchen, ist bekannt, ich denke nur an Noriega und Bin Laden. Die USA unterstützt auch schon immer Putschisten, meist durch verdeckte Operationen der CIA, wie etwa gegen die sozialistischen Regierungschefs Patrice É. Lumumba und Salvador Allende. Was immer gegen die Interessen von US-Unternehmen steht, wird beseitigt. Die Genfer Konvention scheint für die Großmacht, die Noam Chromsky Schurkenstaat nennt, nicht zu gelten. Im Interview mit Euronews.com vom 17.4.2015 spricht mir der selbst ernannte Anarchist aus der Seele: Hoffentlich gibt es endlich einen Volksaufstand gegen die vernichtende, zerstörerische Wirtschafts- und Sozialpolitik, die von den Bürokraten und den Banken kommt. In der Rede Obamas in West Point vor 11 Monaten bekannte sich der umstrittenste Friedensnobelpreisträger, mehr denn je, zu einer Politik des dauerhaften globalen Krieges im Namen der Interessen der amerikanischen Finanzelite. Hallo? Müssen wir dann bei jeder Flugzeug-Entführung und jedem Absturz davon ausgehen, dass staatliche Institutionen der USA dahinterstecken? Denn, wenn wir uns bei allen Kriegen und bei allen Unglücken fragen, wem nutzt es, kommt fast immer die USA als größter Nutznießer in Frage. Oder wem soll ein Krieg auf europäischem Boden mehr nutzen als den USA? Nun verdienen sie sogar serienweise am Terrorismus. Wöchentlich, mitunter täglich, berichten die Medien über verstörende kriminelle Machenschaften staatlicher Institutionen. Da ist die Frage erlaubt: Kann sich ein mächtiger Staat alles erlauben? Bodenlos unfassbar ist der Bericht vom 20.4.2015 über den Justizskandal: Fehlerhafte Haaranalysen des FBI führten dazu, dass unzählige Unschuldige fälschlich verurteilt wurden, 32 sogar zum Tode. Der Straf-verteidiger Brian Claypool nennt das kolossale Desaster ein systematisches Versagen. Wenn von 28 Haar-Analytikern des FBI 26 falsche Gutachten abgaben, ist es erlaubt zu fragen, ob dies ein Marschbefehl von oben war. Am Tag zuvor gab es einen Bericht über die von den USA vor einem halben Jahrhundert begangene Horror-Tat. Das fünf Jahre lang mit Flugzeugen zum Zwecke der Entlaubung des Dschungels versprühte Agent Orange hinterließ drei Millionen Opfer. Vor allem leidet das ganze Land mit den vielen missgebildeten Kindern. Mehr als eine halbe Million irakischer Kinder starben durch das unter der Führung und mit dem Willen der USA eingeführte Embargo gegen Irak. Das ist nur eine winzige Auswahl guter US-Taten. Da kann ich zusammen mit Putin nur lachen, dass sich die USA als Die Guten darstellten als es um die Stationierung der Abwehrraketen ging. Die Amerikaner bzw. die Nato wollen sie zur Abwehr von Angriffen aus dem Iran aufstellen. Kann man es Putin verdenken, dass er sich vom US-hörigen Westen mehr bedroht fühlt als vom Iran? Er scheint es jedenfalls als Witz aufgefasst zu haben, dass er sich keine Sorgen zu machen brauche, weil sie doch die Guten seien. Ha ha.
Zurück zur Scheinwelt der internationalen militärischen Verschwörung zwischen den USA und Al Kaida in Tifnit. Am Abend fliegt eine kleinmotorige Maschine über den malerischen Ort. Aha, sage ich, der König schaut sich die Sache auch mal an. Der fitte Franz aus Überlingen sagt, am Morgen waren schon zwei Helikopter da. Da wette ich, dass wir innerhalb von drei Tagen verscheucht werden. Da wir eh morgen weg wollen, ist uns das egal. Gegen Mittag fahren wir los. Auf der kurzen Strecke kommen uns sogar mal drei Schülerinnen auf Fahrrädern entgegen, aber alle mit Kopftuch. In Tiznit erfahren wir, dass der 85-Jährige, der mit seiner 80-jährigen Gemahlin Etelka immer wieder Marokko bereist, recht hatte. Einige verscheuchte Camper stehen nun mit uns auf dem Platz neben dem Supermarkt nahe dem Campingplatz. Auch sie konnten die Film-Terroristen in Tifnit nicht mehr bis zum Ende anschauen. Wir gehen mit Mia durch das Stadttor, die an der Campingplatzmauer anschließt. Ich spreche ein Paar in deutsch an und wundere mich wieder mal, wieso wir oft Fremde sicher ihrer Nationalität zuordnen können. Ich sage, wissen sie wo wir hier Gemüse kaufen können? Ja, da vorne, sagt die kesse Blonde, wir gehen da auch hin. Danach begleiten wir Klaus und Eva zu Ali, dem Silberschmied. Peter kauft auch ein paar Silberarmreife für seine Enkelinnen. Auf dem Campingplatz vor dem edel mit Marokko-Motiven bemalten Wohnmobil der Buttmanns werden wir mit Bier, Käse und Kräcker verwöhnt. Ich revanchiere mich am nächsten Tag mit einem Cranberry-Buch mit Widmung.
Wir bleiben noch ein paar Tage in Tiznit. Eva kauft einige Stücke beim Silber-Ali, der sein Haupt stets mit einem Turban schmückt. Er sagt zu Eva, die recht passabel Französisch spricht, dass er für mich 700 Kamele geben würde. Ich lache, weil ich das mitbekommen habe, worauf Ali sagt, für das Lachen gebe ich noch mal 100 dazu". (S. 91 ff.)